Kurzer Überblick zum Fall (Rückblick)
Die Lehrerin Laísa Santos Sampaio lebt in einer kleinbäuerlichen Gemeinschaft von rund 350 Personen in Nova Ipixuna im brasilianischen Amazonasgebiet. Die Gemeinschaft wehrt sich gegen die weit verbreiteten Waldrodungen und gegen die illegale Abholzung, weshalb sie großem Druck ausgesetzt und stark gefährdet ist. Im Mai 2011 wurden Laísas Schwester und ihr Schwager von Auftragskillern ermordet. Dutzende von Mitgliedern der Gemeinschaft sind seither aus Furcht um ihr Leben geflohen. Laísa Santos Sampaio wurde seither wiederholt mit dem Tode bedroht.
Abschlusserklärung des Einzelfalls: Laisa Santos Sampaio (Offizieller Abschluss: 23. April 2018)
Der Fall von Laísa Santos Sampaio wurde am 23.04.2018 geschlossen, da sie und ihre Familie keiner unmittelbaren Gefahr mehr ausgesetzt sind. Laísa Sampaio erhält keine Drohungen mehr, kann ihre Arbeit als Menschenrechtsverteidigerin in ihrer Gemeinde fortsetzen und fühlt sich wieder sicher. Im Mai 2011 wurden ihre Schwester und ihr Schwager ermordet. Seitdem erhielten auch Laísa Sampaio und ihre Familie Drohungen von den mutmaßlichen Mördern. Diese sind zwar noch immer auf freiem Fuß und wohnen in ihrer Nähe, jedoch erhält Laísa Sampaio keine Drohungen mehr von ihnen. In einem Telefonat mit Amnesty im März 2018, berichtete sie Amnesty, dass sie die Täter seit acht Monaten nicht mehr gesehen habe und dass die Drohungen schon früher aufgehört hatten. Da Laísa und ihre Familie nicht weiter in Gefahr schweben, wurde in Abstimmung mit ihr und der Partnerorganisation vor Ort Comissão Pastoral da Terra (Landeskirchenkommission) beschlossen, ihren Fall im „Individuals at Risk Portfolio“ zu schließen.
Kampagnenziele
Die Hauptziele, Laísa Sampaio und ihre Familie in Sicherheit zu bringen, wurden erreicht. Sie hat berichtet, dass sie und andere Mitglieder des Handwerksprojektes für Frauen Grupo de Trabalhadoras Artesanais Extrativistas sich im Laufe der Kampagne unterstützt gefühlt haben und die Solidaritätsbriefe Laísa Sampaio Kraft gaben, ihre Menschenrechtsarbeit nicht aufzugeben. Die Behörden hatten zudem für Schutzmaßnahmen für Laísa und ihre Familie gesorgt und verfolgten die Drohungen gegen sie. Amnesty fordert die Behörden weiter auf, Programme zur Landreform auf Bundesebene umgehend und vollständig umzusetzen. Die daraus entstehenden Forderungen auf Land sollen geschützt und das Nationale Programm für den Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen soll auf allen Ebenen umgesetzt werden.
Im Fall der Tötung von Laísa Sampaios Schwester Maria do Espírito Santo da Silva und
ihrem Schwager José Claudio Ribeiro konnte keine volle Gerechtigkeit hergestellt werden. José Rodrigues Moreira wurde im Dezember 2016 zu 60 Jahren Haft verurteilt. Dies ist zwar ein historisches Urteil angesichts der Praxis der Straflosigkeit von Morden an Menschenrechtsverteidiger*innen, er befindet sich jedoch noch immer auf freiem Fuß. Dies führt Amnesty auf tiefsitzende strukturelle Probleme in Brasiliens Justizsystem zurück, die mit einer solche Kampagne nicht zu bewältigen sind. Ein weiterer Mann wurde wegen der Tötungen zu über 40 Jahren verurteilt, ging aber in Berufung und ist ebenfalls noch frei.
Ausblick
Die Agrarreform wird weiterhin nur unzureichend umgesetzt. Illegale Abholzungen, Kohleabbau, Viehzüchter*innen und Landnehmer*innen können sich so ungestört ausbreiten. Dabei leiden Kleinbauern und -bäuerinnen, indigene Gruppen, afrobrasilianische Quilombo-Gemeinden unter einer konstanten Androhung von Waffengewalt. Menschenrechtsverteidiger*innen wurden 2017 systematisch getötet, was national und international für Proteste sorgte. Amnesty Brasilien wird Laísa Sampaios Fall weiter beobachten und wenn notwendig, neue Maßnahmen ergreifen.